DSC / DJC und Speedklettercup
am 13./14. Mai 2006 in Frankenthal

Am Rande bemerkt oder
Was sonst selten im Ergebnisbericht über einen Sportklettercup steht
Morgens um 7 Uhr am heiligen Samstag dem 13.5.2006 scheint die Sonne aus blauem Himmel über Frankenthal`s Pfalz Rock – dem Mekka bestorganisierter Kletterwettkämpfe zwischen Ärmelkanal und Bodensee! Parkplatzeinweiser in hellblauen Sponsoren-T-Shirts diskutieren die letzten Details zur professionellen Bewältigung der kommenden logistischen Fahrzeugwelle, im Spülmobil wird Wasser angeheizt, unterm Sonnendach beginnen sich Kuchenberge, Frühstücksbrötchen, Kaffeekannen, alle Sorten Softgetränke und die ersten Brezel (schließlich sollen auch ein oder zwei Bayern kommen!) breit zu machen. Immer mehr hellblaue T-Shirts, in denen Frankenthaler Wanderfreunde und DAV-Sektionsmitglieder stecken, bringen sich hinter der ausladenden Theke in Position – jetzt können sie kommen, aus Kempten, Freising, Schwäbisch-Gmünd, Dresden, Köln, Berlin, Kaufbeuren usw. usw.
8.30 Uhr, wer hier heute klettert, ist vom Rest der Menschheit im Pfalz Rock-Boulderbereich isoliert und wacht dort langsam auf, mitgebrachte Fans und Freunde machen das – wo sonst – mit frischem Kaffee und einem Frühstück, das keine Wünsche offen lässt, am Buffet. 11 Uhr, inzwischen laufen die Qualis auf Hochtouren, in der Halle läuft der Schweiß, draußen machen sich Gerüche breit, die an den Alt-Alt-Kanzler erinnern. Pfälzer Saumagen ist nur eine der Spezialitäten, die gleich auf dem Mittagstisch landen werden. Skeptische Bayern, stirnrunzelnde Nordrhein-Westfalen und am Verstand der Pfälzer zweifelnde Berliner einigen sich nach reiflicher Diskussion darauf einen Versuch zu wagen, denn was dem Altregenten ein hohes Alter und schlechte Sicht auf die Fußspitzen beschert hat, kann zumindest keine akuten Folgeschäden haben. Nun waren die Wanderfreunde natürlich schon oft in den fernen bayrischen Alpen oder in der Brandenburger Seenplatte und gastfreundlich wie sie sind, haben sie weltmännisch (wahrscheinlich wäre hier weltfrauisch besser) zahlreiche Alternativen von der Brühwurst bis zum Steak im Topf. Nicht dass die SportlerInnen auf derlei Kalorienbomben verzichten müssten. Wer im Sportkletter-Cup-Trikot vor der Küche antritt, bekommt beste Wettkampfnahrung und kann anschließend kohlehydratreichen Saumagen mit Sauerkraut oder z.B. Kalorienarmes vom Salatbuffet die Wand hoch tragen. Nach Sonnenbaden bei Kaffee und Kuchen haben sich die Bank- und Tischreihen draußen geleert, drinnen bringen derweil spannende Finale und Superfinale die Halle zum Kochen. Wer jetzt nicht da ist, verpasst – in aller Bescheidenheit – ein absolutes Highlight im bundesdeutschen Klettersport. Timo Preußler, Markus Hoppe und Christian Bindhammer zeigen allen, dass sie die gekrönten Könige der Sportkletterszene sind. Die drei klettern die Finalroute ein zweitesmal, jetzt nicht „nur“ gegen die Schwerkraft, sondern auch gegen die Uhr. Wer hätte gedacht, dass ein Bindhammer nicht nur hervorragend, sondern auch höllisch schnell klettern kann. Es wird Abend – selbstverständlich haben die Pfälzer den entwöhnungsgefährdeten Bayern Weißbier ankarren lassen. Der bewährte Szenekenner und Moderator Erwin Marz läuft jetzt zur Hochform auf (nicht wegen, aber mit dem Weißbier) und heizt das Publikum zum Speedwettkampf an. In der östlichen Pfalz und dem westlichen Baden-Württemberg (was auf`s Gleiche rauskommt) wissen seit dem 13.5.2006 alle, dass Katrin und Johannes Lau aus Frankenthal kommen, höllisch schnell möglichst krumme Wände hoch laufen und ein bomben Publikum hinter sich haben! Spät um 22 Uhr gehen dann auch im Pfalz Rock die Lichter aus.
Sonntag, 14.5.2006, Muttertag, morgens um 7 laufen sich wieder alle warm (siehe oben), die Tische werden neu gefüllt, es ist Jugendwettkampf angesagt. Nervöse Eltern, die im „Wettkampfteam“ heute Premiere haben, sind die ersten, die ihren verschlafenen Nachwuchs zum Ort der Entscheidungen bringen. Kurz vor Isolationsschluss fallen die organisierten Jungprofis aus der benachbarten Turnhalle ein, in der jeder einen kostenlosen Schlafplatz fand. Auch das ein einzigartiger Service in Frankenthal. Der neue Modus bringt für alle mindestens zwei Auftritte vor großem Publikum und jeder kann jedem zuschauen, wie der oder die die Schlüsselstellen knackt. Manche fahren an diesem Wochenende dafür 1.500 km, alle haben sich in ihren Landesverbänden qualifizieren müssen – nicht nur deshalb ist der eingeschlagene Weg genau der richtige hin zu einer breiten, jungen und engagierten Sportkletterszene. Spaß sollen sie haben – kämpfen lernen sie von alleine. In Frankenthal hatten mehr denn je Spaß, ein Teilnehmerrekord belohnt auch die Veranstalter und den DAV. Die geschraubten Routen waren für manche nach der zweiten Exe zu Ende. Aber in fast allen Altersklassen gelang auch einer oder einem der Topleute ein Durchstieg. Das spricht für die Klasse des Nachwuchses und die Qualität der Schrauber Ole Herrenkind und Maxi Klaus.
Draußen riecht es wieder nach hochklassigem Saumagen, die Sonne scheint, Eltern und Betreuer sind zu Weißbier übergegangen. Drinnen ernten die Schiedsrichter um Burgi Beste und Organisatoren um Christa und Norbert Lau seltene Früchte ihrer Arbeit. Das Finale ist weit vor dem Plan fertig und der engagierte Oberbürgermeister Frankenthals hätte fast seinen Einsatz verpasst.
Für alle Mütter zum Muttertag hat eine benachbarte Bäckerei Berge in zwei Seillängen nach Frankenthal geholt – mehr als eine Torte, ein herrliches gebackenes Kunstwerk aus Schokoladenteig und Marzipan.
Dem Zuschauer wird erst kurz vor der Siegerehrung klar, wie viele Helfer in hellem Blau die beiden Tage „geschmissen“ haben. „Auf einem Haufen“ füllen sie die halbe Halle und jeder Zuschauer spürt – denen hat es Spaß gemacht. Danke an die Sektion Frankenthal und alle Wanderfreunde. Wenn wir dürfen, kommen wir gerne wieder!
Zwei Kleinigkeiten am Rande der Veranstaltung zeigen die Bandbreite sportlicher Souveränität.
Bei den Junioren holt sich Tom Thudium aus Stuttgart Markus Jung aus Siegen und versucht bei der Organisation Protest gegen sich selbst einzulegen, weil er Markus etwas weiter vorne sah. Das Schiedsgericht wird nur tätig, wenn 50 Euro Protestgebühr vorgestreckt werden. Die beiden haben sich angesehen und dann entschieden, dass es nicht so wichtig ist, wer Platz drei und wer Platz vier belegt.
In einer anderen Altersklasse kommen zwei Kletterinnen fast gleich weit, die eine wird von den Schiedsrichtern einen „Tacken“ besser gesehen und kommt auf Platz eins. Das ist immer ärgerlich für die zweite, aber dass dann übermotivierte Eltern lauthals das Schiedsgericht beschimpfen und die inzwischen angelaufenen Siegerehrungen stören, lässt zumindest den Respekt vor der Leistung anderer vermissen.

Wir wünschen uns mehr Toms und Markus`ens und noch viele wunderbare Wettkämpfe im Pfalz Rock in Frankenthal!

Hein Stein

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