Kriterium des Sieges: ein Entenschnabel !

Zu Wochenend unüblich früher Stunde reißt`s mich aus den Federn. Wettkampf ist angesagt, der letzte in dieser NRW-Saison. Auf geht’s nach Essen zu den CityMonkeys. Doch zunächst gibt’s einen kurzen Abstecher zum Essener Hauptbahnhof: Hannes Altner wird einkassiert, der extra aus dem fernen hessischen Rossdorf als Co-Schiedsrichter „einfliegt“.
Und dann kann's eigentlich losgehen, aber es herrscht noch fast Totenstille in der Boulderhalle. Außer ein paar Katzenbabys, die weggesperrt werden müssen, gibt es noch wenig zu tun. Erst kurz vor Toresschluss tauchen die 6 gemeldeten Damen auf, ein kleines, aber besonders feines Teilnehmerfeld: Neben den beiden Niederländerinnen Irene Pieper, die sich bereits auf internationalen Wettkämpfen einen Namen gemacht hat, und Suzanne van der Sluiz gilt es vor allem auf Sonja Schade und ihre deutlich jüngere Konkurrentin Juliane Wurm zu schauen. Für die sehr motivierten, aber noch recht unerfahrenen Routenschiedsrichter ist dieses kleine Teilnehmerfeld ein ideales Übungsfeld für den Ansturm, der bei den Herren erwartet wird. Und so geht denn auch die Qualifikationsrunde der Damen ganz unspektakulär über die Bühne. Am Ende liegt, fast mag man sagen erwartungsgemäß, Juliane Wurm vorn, Sonja Schade und Irene Pieper folgen ihr auf dem Fuß.
Szenenwechsel: Etwa 2 Stunden später Gewusel überall. Knapp 30 Herren tumeln sich an den Boulderwänden und warten sehnsüchtig darauf, dass die Routenschilder für die Herren aufgehängt werden und sie ihre Quali-Boulder studieren können. Große Namen sind am Start: Neben den Brüdern Roman und Jesse van der Werf aus den Niederlanden stehen Namen wie Jonas Baumann, Christian Benk, Sercan (Sekko) Ercan oder Malte Heine in der Teilnehmerliste, allesamt potentielle Siegerkandidaten. Mit der Höchstpunktzahl 48 setzen sich Jonas und Sekko nach der Qualifikation an die Spitze, dicht gefolgt von Jesse und dem unerwartet starken Torsten Schuldt. Das Finale verspricht Spannung pur.
Mittlerweile hat sich die Halle gut gefüllt. Weit über 100 Zuschauer warten gespannt auf das Finale der Damen. Und das verlangt den Damen ob der hochkarätig geschraubten Boulder alles ab. Schon nach 2 Bouldern sind die beiden Niederländerinnen abgeschlagen und es läuft auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Sonja und Jule hinaus. Und nun kommt der eingangs erwähnte Entenschnabel ins Spiel: Boulder Nr. 3! Nur eine bringt am Entenschnabel das Zusammenspiel von Körperspannung und Verlagerung des Körperschwerpunktes zur absoluten Präzision: Sonja Schade aus Bielefeld! Unter dem frenetischen Beifall der Zuschauer gelingt es ihr, diesen Boulder als Einzige zu toppen. Sie ist an diesem Tag in absoluter Hochform, toppt souverän alle 6 Boulder und gewinnt am Ende nach langer Durststrecke wieder einmal verdient einen großen Wettkampf vor der Dortmunderin Juliane Wurm und der überraschend starken Frederike Förster, ebenfalls aus Dortmund.
Das hochklassig besetzte Herrenfinale bietet den fachkundigen Zuschauern neben erstklassigem Sport insbesondere einen Einblick in die unterschiedlichsten, teils sehr kreativen Lösungswege der einzelnen Finalisten. Gäbe es einen Preis für die kreativste zum erfolgreichen Abschluss gebrachte Lösung eines Boulders, so ginge dieser an Chrissi Benk in Boulder 4: Dank nicht definierter Grenzlinien für diesen durch eine diffizile Querpassage gekennzeichneten Boulder wählt Chrissi einfach mal den Weg rechts statt wie vorgesehen nach links herum durch ein Schlupfloch des Boulderschiffes über die andere Seite zum definierten Top dieses Boulders. Großer Jubel, ungläubiges Staunen und tosendes Gelächter begleiten diese Attacke! Nachahmern blieb die erfolgreiche Begehung dieses Boulders auf diesem Weg versagt.
Ob der weniger benötigten Versuche in den vorausgegangenen Bouldern und der damit gesparten Kraft, gelang Jonas Baumann am Ende als Einzigem die Top-Begehung der Boulder 5 und 6. Somit kassierte er am Ende deutlich den Sieg vor seinen Mitkonkurrenten Sercan Erkan, Roman van der Werf, Christian Benk und Lars Bell.
Fazit: Mit großem Sport, der sich international absolut konkurrenzfähig zeigte, ging das NRW-Wettkampfjahr zu Ende.

Allen Aktiven ein Dankeschön für die gezeigten Leistungen zum Saisonabschluss, allen Helfern ein großes Lob für eine gelungene Veranstaltung, allen voran Mike und Vera, die wieder einmal mit einem leckeren Büfett für das leibliche Wohl der Wettkämpfer gesorgt haben. Bis zur Neuauflage in der Saison 2006!

Burgi Beste
letztes Upload 22.11.05

Startseite