Finale grande in Aachen

78 Starts - die Zahl muss man sich auf der Zunge zergehen lassen - gab es beim Finale der diesjährigen nordrhein-westfälischen Landesmeisterschaften im Sportklettern am vergangenen 1. Adventssonntag in der Kletterhalle Tivoli Rock in Aachen. Solch eine hohe Teilnehmerzahl hat es in all den Jahren, seitdem Sportklettermeisterschaften in NRW stattfinden, noch nie gegeben (siehe: www.sportklettern.nrw : Landesmeisterschaften : Teilnehmerzahlen). Nicht nur die gesamte Elite NRW`s war am Start, viele Lokalmatadoren aus Aachen mit überraschend guten Leistungen, aber auch „Exoten“ wie Christian Benk aus dem fernen Isny oder Irina Mittelman (Sektion Berlin) füllten dieses Mal das Starterfeld vor allem bei den Damen und Herren auf. So lag die Quote bei den Herren erstmalig über 20, was eine erhöhte Finalquote zur Folge hatte. Entsprechend hervorragend und spannungsgeladen war die Stimmung.

In weiser Voraussicht ob der Massen die nach Aachen strömen würden, hatten die Routenbauer Stephan Hilgers, Conny Cordes und Eugen Bäumler dann auch 10 Qualirouten für die diversen Altersklassen geschraubt, so dass trotz allem die Qualirunde innerhalb der geplanten Zeit über die Bühne gehen konnte. Dies ist nicht zuletzt auch der großen Zahl der freiwilligen Helfer, die die Sektion Aachen unter der organisatorischen Leitung von Monika Cordes zusammengetrommelt hatte, zu verdanken.
Nach einer kurzen Pause konnten dann begleitet von bester Musik, erfrischender Moderation durch Falk und einem zahlreich erschienenen und sehr fachkundigen Publikum zunächst die Jugendfinals beginnen. Schöne, dem Vermögen der jeweiligen Altersklasse durchaus gerecht werdende Routen motivierten die Kletterinnen und Kletterer zu Höchstleistungen. Lediglich bei den Junioren und der Männlichen Jugend A erwies sich die geschraubte Finalroute als ein wenig zu leicht, so dass hier erst ein Superfinale über den jeweiligen Tagessieg entscheiden konnte.
Bei den Junioren hatte im Superfinale Daniel Jung (Sektion Siegerland) die Nase vorn vor dem Aachener Lokalmatador Jan Steinmetz und sicherte sich somit erwartungsgemäß auch den Gesamtsieg der diesjährigen Landesmeisterschaft bei den Junioren. Daniel zeigte sich zum Ende der Saison in bestechender Form. So hatte er gerade erst beim letzten nationalen Bouldercup in Heilbronn einen supertollen 2. Platz bei den Herren belegt. Man darf gespannt sein, zu welchen Höchstleistungen Daniel sich in der kommenden Saison aufschwingen kann.

Bei der Männlichen Jugend A machten Jonas Baumann (Sektion Dortmund), Fabian Hochheimer (Sektion Recklinghausen) und Jan-Dirk Müller (Sektion Dortmund) die Treppchenplätzchen erst im Superfinale unter sich aus. Bis dahin waren alle drei sehr souverän durch alle Qualirouten und auch durch die Finalroute top durchgestiegen. Am Ende hatte Jonas wie jedes Mal in dieser Saison knapp die Nase vorn vor Fabian und Jan-Dirk und wurde damit überlegen Landesmeister.

Sieger der Männlichen Jugend B wurde fast schon erwartungsgemäß Markus Jung (Sektion Siegerland), der als einziger die Finalroute toppen konnte. Damit sicherte er sich den Landesmeistertitel. Wie sein Bruder befand sich auch Markus zum Ende der Saison in Höchstform. Dies bewies er mit einem hervorragenden 10. Platz beim Abschlusswettkampf des Europäischen Jugendcups in Kranj ( Slowenien ). Platz 2 konnte sich Tim Baumann (Sektion Dortmund) hauchdünn sichern vor Newcomer Rafael Münzer ( Düsseldorf ), der sich bei seinem ersten Wettkampf überhaupt gleich auf das Treppchen hochklettern konnte.

Ein wenig enttäuschend waren die Ergebnisse der Juniorinnen. In einer wahrlich nicht zu schweren Route konnte die Favoritin Carolin Schmitz ( Sektion Münster ), die als Landesmeisterin bereits feststand, am Ende nur Platz 3 belegen, ihre Landeskaderteamkollegin Fiona Scheiwe ( Sektion Essen ) kam auf den 2. Platz. Überraschende Siegerin wurde Maike Latour (Sektion Aachen), die in diesem Jahr erstmalig ins Wettkampfgeschehen eingriff und mit äußerst geringem Trainingsaufwand die Landeskaderkletterinnen deutlich überholen konnte. So erstaunte auch niemanden Caros Entscheidung, sich aus dem Landeskader und zumindest dem nationalen Wettkampfgeschehen zurückzuziehen. Caro will sich in der kommenden Saison verstärkt dem Bouldern zuwenden. Auch Fiona verlässt den Kader, um genügend Zeit in das erfolgreiche Abschneiden beim Abitur investieren zu können.

Siegerin der Weiblichen Jugend B wurde ganz knapp Denise Plück (Sektion Köln) vor Svenja Esken (Sektion Essen) und Anne Neumann (Sektion Dortmund). Der Landesmeistertitel war allerdings Svenja nicht mehr zu nehmen. Alle 3 haben das Potential, sich durch intensives Techniktraining in der kommenden Saison weiter an die nationale Spitze heranzuklettern.
Bei der Weiblichen Jugend A fiel der erwartete Dreikampf an der Spitze zwischen Lina Schütze (Sektion Aachen), Annika Beste (Sektion Recklinghausen) und Iris Schlösser (Sektion Köln) dieses Mal aus. Schon mehrfach in dieser Saison hatten sie erst in Superfinals die Treppchenplätze unter sich verteilen können. Dieses Mal setzte sich Lina im Finale eindeutig an die Spitze und konnte sich damit auch den Landesmeistertitel sichern. Platz 2 ging knapp an Annika, für die an der Schlüsselstelle der Route das Aus kam. Ihre Enttäuschung weckte dann allerdings den Kampfgeist in ihr. Es gab ja noch eine 2. Chance, sich gegen Linazu beweisen, nämlich im Finale der Damen, für das sich die beiden jugendlichen Kletterinnen souverän neben den Oldies Sonja Schade (Sektion Bielefeld), Heike Bode (Sektion Dortmund), Ulrike Sommer und Laura Beaujean (beide Sektion Aachen), qualifiziert hatten.

Diese 6 hatten sich mit Top-Begehungen in allen 3 Qualirouten deutlich vom übrigen Damenfeld distanziert. In einem Finale, in dem gleich die erste Starterin, Heike Bode, zur Freude der Zuschauer eine Superleistung vorlegte und nur wenige Züge vor dem Ausstieg aus der Route fiel, gelang Annika die gewünschte Revanche gegen Lina. Mit einer Top-Begehung sorgte sie für ein weiteres Superfinale an diesem Tag. Gemeinsam mit Sonja Schade durfte sie den Tagessieg bei den Damen ausfechten. Im Superfinale zeigt Sonja dann, wie stark sie nach ihrer Verletzungspause schon wieder geworden ist. Souverän durchstieg sie unter frenetischem Jubel des Publikums die Superfinaltour und setzte sich deutlich vor Annika auf Platz 1. Dennoch war Annika mit ihrem 2. Damenplatz hochzufrieden, war sie doch besser platziert, als sie je zu hoffen gewagt hatte. Sabine Bannerth (Sektion Essen), die bis dahin Führende in der Damengesamtwertung konnte dieses Mal nur als Zuschauerin dabei sein, hatte sie sich doch beim Boulderevent „Rock & Jump“ in Kassel eine Bänderverletzung zugezogen und muss erst einmal eine längere Trainingspause einlegen. Den verdienten Titel „Landesmeisterin 2002 bei den Damen“ nahm sie dennoch gern entgegen.

Zum Höhepunkt des durch die vielen Superfinals wieder einmal sehr langen Wettkampftages wurde eindeutig das Herrenfinale. 12 Herren hatten sich durch Top-Begehungen in allen 3 Qualirouten für dieses Finale qualifiziert. Die äußerst schwierige Querpassage trennte dann hier die Spreu vom Weizen. Als erstem gelang es Torsten Schuldt (Sektion Dortmund) mit seiner besten Saisonvorstellung aus dieser Passsage ins Dach hinauszusteigen und unter dem Jubel seines Trainers und seiner Freundin eine deutliche Marke zu setzen, die nur noch von 3 Herren übertrumpft werden konnte. Peter Szczepanski, lange Zeit in dieser Saison als Favorit für den Gesamtsieg bei den Herren gehandelt, konnte unterstützt durch die Anfeuerungsrufe des Publikums die Marke von Torsten überklettern, für eine Top-Begehung reichte am Ende die Kraft aber nicht mehr. Dies gelang in überragender Weise sowohl Daniel Jung als auch Christian Benk. Am Ende musste Daniel seinem Doppelstart Tribut zollen, hatte er dadurch doch schon 2 Routen mehr in den Knochen als Christian. Mit einer erneuten Top-Begehung im Superfinale wurde Christian Tagessieger bei den Herren, für Daniel blieb der erfreuliche Landesmeistertitel bei den Herren, den er seinem ärgsten Konkurrenten Peter durch seine überragende Kletterleistung mit Recht abgerungen hat.
Am Rande gilt es noch zu erwähnen, dass auch 6 Nachwuchstalente aus dem Kidscup nach Aachen eingeladen waren, um unter den kritischen Augen der Landestrainer Mike Schuh und Sascha Podeiko – Sascha Deiters musste leider krank das Bett hüten – ihren Leistungsstand zu demonstrieren. Staunend konnte das anfeuernde Publikum ganz hervorragende Kletterleistungen vor allem bei Juliane Wurm (Sektion Dortmund), Abies Heising (Sektion Recklinghausen) und Felix Rottmann (Sektion Münster) bewundern.

Fazit:

  • Von der Spannung und Stimmung her – zumindest bei den Herren – war es der beste Wettkampf der Saison.
  • Die Organisation durch die Helfer der Sektion Aachen und durch die Kletterhalle Tivoli Rock war hervorragend.
  • Die Routen waren schön und abwechslungsreich, allerdings manchmal eine Spur zu leicht, dadurch gab es viele Superfinals, was einen langen Wettkampftag zur Folge hatte.
  • Die Arbeit der 3 Landestrainer trägt deutliche Früchte. Das Niveau der nordrhein-westfälischen Kletterinnen und Kletterer ist weiter gestiegen, in den meisten Altersklassen ist der Anschluss an die nationale Spitze geschafft.
Ein herzliches Dankeschön gilt den Routenschraubern Stephan Hilgers, Conny Cordes und Eugen Bäumler sowie allen Helfern der Sektion Aachen um Monika Cordes.

Ich gratuliere allen Kletterinnen und Kletterern zu ihren erbrachten Leistungen während der gesamten Saison und freue mich schon jetzt auf eine neue Saison 2003

Burgi Beste
letztes Upload 09.12.2002

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